Investoren im Gesundheitssektor auf dem Vormarsch

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Die Beteiligung von Finanzinvestoren an Einrichtungen im Gesundheitswesen nimmt seit etlichen Jahren immer mehr Fahrt auf. Insbesondere bei der Frage der Praxisnachfolge werden Veräußerungen mit Investorenbeteiligung immer bedeutender neben den klassischen Nachfolgelösungen kleinerer Arztpraxen. Der Gesundheitssektor zählt dabei – nach Software und Technologie – bereits seit 2017 zu einer der wichtigsten Zielbranchen der Finanzinvestoren, wobei die Dynamik auch weiterhin stark zunimmt, angeheizt auch durch die Covid19-Pandemie, von der der Pharma- und Gesundheitssektor insbesondere in Bereichen der Labormedizin profitierte.

Attraktive Vorteile dieser Branche werden u.a. in den konjunkturunabhängigen und damit stabilen Einnahmen, dem hohen Potential dieser Branche aufgrund des demografischen Wandels und einem allgemeinen Trend zu qualitativ hochwertigen Facharztbehandlungen gesehen. Zwischen 2013 und 2018 kam es bereits zu rund 130 Übernahmen, wobei mehr als ein Drittel aller Übernahmen Pflegeheime bzw. Pflegedienste betraf, Tendenz steigend.

Die Übernahmen von Facharztsparten gewinnen immer mehr an Bedeutung

Neben direkten Beteiligungen sind rund 50 Private Equity-Gesellschaften derzeit in deutsche Gesundheitseinrichtungen investiert, darunter neben deutschen Investoren auch zahlreiche Akteure anderer europäischer Länder sowie den USA, überwiegend in MVZ verschiedenster – vorzugsweise technik- und kapitalintensiver – Facharztdisziplinen.

Dies betraf zunächst ab etwa 2010 Branchen, in denen eine Vielzahl verschiedener medizinischer Gerätschaften sowie Laborausstattung benötigt wurde, wie beispielsweise in der Nuklearmedizin, bei der Dialysedurchführung oder im Bereich von Augenerkrankungen. Durch Einführung des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes (GKV-VSG) 2015, welches unter anderem die Möglichkeit für die Bildung fachgruppengleicher MVZ bot, kam es zu einer rasanten Zunahme, insbesondere von Zahnarzt-MVZ und in diesem Zuge zu einem ebenso intensiven Anstieg von Investorenbeteiligung in ebenjenen Versorgungszentren.

Mittlerweile ist eine Investorenbeteiligung in nahezu jedem Facharztzweig festzustellen, wie beispielsweise in der Dermatologie, der Urologie und der Orthopädie. Bei den getätigten Investitionen im Gesundheitssektor sind insbesondere zwei Trends zu beobachten: einerseits stellen sich Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste sowie Einrichtungen zur Rehabilitation nach wie vor als wirtschaftlich wichtigster Bereich von Fusionen und Übernahmen mit Investorenbeteiligung heraus, andererseits gewann die Übernahme ambulanter Facharztsparten, v.a. in den Bereichen Zahnmedizin, Radiologie, Augenheilkunde und neuerdings Orthopädie enorm an Bedeutung.

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Vor allem große Investoren immer mehr auf dem Vormarsch

Sowohl im Bereich der Rehabilitationstherapie als auch in der Pflege ist die Waterland Private Equity-Gesellschaft immer wieder an Investitionen oder Übernahmen beteiligt, beispielsweise bei laufenden Übernahmen der mittlerweile über 100 Kliniken und Therapiezentren umfassenden MEDIAN Kliniken.

Ebenfalls in der Pflege, aber auch in der Dentalmedizin ist Nordic Capital Investment Advisory in verschiedene Transaktionen involviert, in letzterem Bereich erwarb der Investor mehrere Dentaleinrichtungen in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz zum Aufbau einer europäischen Zahnklinik-Plattform

Besonders aktiv im Bereich der Finanzinvestition in Pflegeeinrichtungen waren zuletzt neben Nordic Capital zudem u.a. die Quadriga Capital Eigenkapitalberatung, Trilantic Capital Partners, AUCTUS Capital Partners und Ergon Capital Partners, letztere ist darüber hinaus auch vermehrt in der Dentalmedizin und Orthopädie aktiv. Der Schwedische Finanzinvestor EQT Partners erwarb u.a. im Frühjahr 2021 Anteile der radiologischen und nuklearmedizinischen Versorgungskette Blikk Holding sowie Meine Radiologie Holding und formte damit die mit 67 bundesweiten Standorten größte Radiologie-Gruppe Deutschlands, evidia, zu der seit April 2022 auch die skandinavische Aleris Imaging Group gehört, welche an 36 Standorten in Norwegen und Schweden vertreten ist.

Ebenfalls im April 2022 kaufte die Groupe Bruxelles Lambert, die erst mit diesem Deal überhaupt in den Gesundheitssektor eingestiegen ist, die in Deutschland und der Schweiz agierende Augenklinikkette Sanoptis sowie den niederländischen Anbieter medizinischer Diagnosedienstleitungen Affidea.

Besonders begehrt sind Einrichtungen mit einer entsprechenden Größe

Doch auch in anderen Sparten ist die zunehmende Einflussnahme von Investorenbeteiligung nicht mehr von der Hand zu weisen: insbesondere dort, wo durch Technologie und entsprechende Medizingeräte ein hoher Bedarf an Kapitalmöglichkeiten liegt, sind zahlreiche Einrichtungen investorengestützt. 

Die CORIUS Gruppe setzt im Bereich der großen Dermatologiepraxen und -zentren ihren Fokus auf solche Einrichtungen, die sich aufgrund ihrer Größe und des damit einhergehenden nicht unwesentlichen Unternehmenswertes schwertun, einen Nachfolger in einer Einzelpraxis zu finden. Die Intermediate Capital Group stieg bei der Atos Klinikgruppe ein, welche ein umfassendes Kliniknetzwerk für orthopädische Medizin aufweisen kann. 

Im Bereich der Investitionen im Rahmen von Übernahmen von Plankrankenhäusern oder Einrichtungen mit Versorgungsautrag waren 2020 GREENPEAK Partners Advisory, Quadriga Capital Eigenkapitalberatung und Triton Investments Advisers besonders aktiv. Letztere agieren zudem in diversen anderen Sektoren des Gesundheitswesens und investieren beispielsweise auch großflächig in Bereichen der Orthopädie, der Labor- und Zahnmedizin, medizinischen Technologie, Radiologie und Gynäkologie.

In letzter Zeit vermehrtes Interesse im Bereich der Telemedizin

Zunehmende Digitalisierung und die damit verbundenen rechtlichen Änderungen, beispielsweise durch das E-Health-Gesetz oder das Digitale-Versorgung-Gesetz, stellt sich als wesentlicher Treiber für Transaktionen heraus, sodass es nicht verwundert, dass seit 2020 vermehrte Übernahmen und Investitionen im Bereich der Telemedizin zu beobachten sind.

Im Rahmen der Corona-Pandemie stieg die Zahl medizinischer Behandlungen per Video deutlich an, welche nach und nach an Akzeptanz und somit Bedeutung im gesamten Gesundheitssektor gewannen. Investiert in verschiedenen Telemedizinpraxen und Start-ups sind beispielsweise Digital Health Ventures (DHV Management), Idinvest Partners, Vorwerk Ventures, Acton Capital Partners und Picus Capital.

Das Gesundheits-Start-Up Patient 21 hat es sich, mit der Unterstützung verschiedener Investoren wie u. a. Target Global, Piton Capital und Pico Capital, zum Ziel gemacht, den Gesundheitssektor zu digitalisieren und in sämtlichen Einrichtungen intelligentere Software zu installieren. Übernommene Arztpraxen, u. a. in Bereichen der Urologie, Gynäkologie und Zahlheilkunde, sollen nach der Vision einer moderneren Form der Poliklinik zusammengeführt werden, in der Fachärzte an verschiedenen Standorten digital vernetzt zusammenarbeiten können.

Insgesamt ergab eine Analyse der zehn größten öffentlich bekannt gewordenen Finanzierungsrunden im Bereich Digital Health für das vergangene Jahr 2021 eine Gesamtsumme von rund 542 Millionen Euro, 2020 lagen die Zahlen noch bei etwa 139 Millionen Euro.

Zukünftig wird ein enormer Anstieg im Bereich Digital Health erwartet

Angesichts der in Deutschland – im internationalen Vergleich – noch in der Anfangsphase steckenden und demnach stark ausbaufähigen Digitalisierung ist davon auszugehen, dass insbesondere im Bereich Digital Health und der Anwendung Künstlicher Intelligenz im Gesundheitssektor künftig mit einem weiteren enormen Anstieg und Investitionspotential zu rechnen ist.

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